Der Übergang vom
Indogermanischen zum Deutschen fand in zwei Schritten statt, den
Lautverschiebungen.
Eine Lautverschiebung ist
eine systematische Wandlung artikulatorisch verwandter Konsonanten innerhalb
einer Sprache.
Die erste Lautverschiebung fand um etwa 500 vor Christus statt und bewirkte den
Übergang vom Indogermanischen zum Germanischen.
Hier noch einige Beispiele zu
ersten Lautverschiebung der Buchstaben:
Indogermanisch
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Germanisch
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p
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f
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b
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p
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g
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k
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d
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t
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Und hier noch einige
Beispiele zur ersten Lautverschiebung mit dem Vergleich zum Lateinischen in Worten:
Lateinisch
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Germanisch
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pater
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fader
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ego
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ek
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sedere
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sitana
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Die zweite Lautverschiebung fand um 750 nach Christus statt und kennzeichnet den
Übergang vom Germanischen zum (alt)Hochdeutschen.
Auch hier wieder einige
Beispiele anhand einzelner Buchstaben:
Germanisch
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Hochdeutsch
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f
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f
|
p
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ff / pf
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k
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hh / ch
|
t
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ss / tz
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Nun zeige ich euch noch
einige Beispiele zur zweiten Lautverschiebung anhand einiger Wörter:
Germanisch
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Hochdeutsch
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Fader
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Vater
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ek
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ich
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sitana
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sitzen
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Die verschiedenen deutschen Sprachstufen
Das Althochdeutsche (750 –
1050) ist die älteste, schriftlich bezeugte Form des Hochdeutschen. Sie ist
keine einheitliche Sprache sondern nur eine Bezeichnung für eine Gruppe
westgermanischer Sprachen, die südlich der Benrather-
Linie (gedachte Linie, die nach dem Stadtteil Düsseldorf-Benrath benannt
ist) gesprochen wurde. Nördlich dieser Linie fand die zweite Lautverschiebung
nicht statt.
Ich habe für euch folgenden
Althochdeutschen Text mit einer Übersetzung herausgesucht, damit ihr euch ein
Bild dieser Sprache machen könnt:
Althochdeutsch
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Übersetzung
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Fater unsêr, thû pist in
himile, uuîhi namun dînan, qhueme rîhhi dîn, uuerde uuillo diin, sô in himile
sôsa in erdu. Prooth unsêr emezzihic kip uns hiutu, oblâz uns sculdi unsêro,
sô uuir oblâzêm uns sculdîkêm, enti ni unsih firleiti in khorunka, ûzzer lôsi
unsih fona ubile.
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Vater unser, (der) du bist im Himmel, weihe deinen Namen,
komme dein Reich, werde dein Wille, wie im Himmel, so (auch) auf der Erde.Unser
regelmäßiges Brot gib uns heute, erlasse uns unsere Schuld, wie wir (sie)
erlassen unseren Schuldnern, und verleite uns nicht in Versuchung, (aus-) löse
uns von dem Übel.
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Das Mittelhochdeutsche (1050
– 1350) ist eine ältere Sprachstufe des Deutschen. Das Lexem „mittel“
bezeichnet nicht den geografischen Raum, indem das Mittelhochdeutsche
gesprochen wurde, sondern die chronologische Reihenfolge der hochdeutschen
Sprache von der Neuzeit her.
Das Mittelhochdeutsche wird
auch als höfische Literatur zur Zeit der Staufer (Adelsgeschlecht) bezeichnet. Der
Unterschied vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen ist die Abschwächung
der Neben- und Endsilben.
Damit ihr, liebe Leserinnen
und Leser, auch hier wieder einen Eindruck dieser Sprache bekommt, habe ich für
euch einen Text mit einer Übersetzung herausgesucht:
Mittelhochdeutsch
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Übersetzung
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Ich zoch mir einen valken
mere danne ein jar. do ich in gezamete als ich in wolte han und ich im sin gevidere mit golde wol bewant, er huop sich uf vil hohe und floug in anderiu lant. |
Ich zog mir einen Falken
länger als ein Jahr. Nachdem ich ihn mir gezähmt, wie ich ihn haben wollte, und ihm sein Gefieder mit Gold wohlgeschmückt, erhob er sich hoch in die Lüfte und entflog in fremdes Land. |
Unter dem Frühneuhochdeutschen
(1350 – 1650) versteht man die historische Sprachstufe der deutschen Sprache
zwischen dem Mittelhochdeutschen und dem Neuhochdeutschen (heutiges Deutsch).
Das berühmteste Werk dieser Epoche war die Bibelübersetzung von Martin Luther
um 1545.
Auch hierzu habe ich wieder
einen Text mir der Übersetzung herausgesucht, der von Martin Luther stammt:
Frühneuhochdeutsch
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Übersetzung
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Als wenn Christus spricht:
Ex abundantia cordis os loquitur. Wenn ich den Eseln sol folgen, die werden
mir die buchstaben furlegen, und also dolmetzschen: Auß dem uberflus des
hertzen redet der mund. Sage mir, Ist das deutsch geredt? Welcher deutscher
verstehet solchs? Was ist uberflus des hertzen fur ein ding? Das kan kein
deutscher sagen, Er wolt denn sagen, es sey das einer allzu ein gros hertz
habe oder zu vil hertzes habe, wie wol das auch noch nicht recht ist: denn
uberflus des hertzen ist kein deutsch, so wenig, als das deutsch ist,
Uberflus des hauses, uberflus des kacheloffens, uberflus der banck, sondern
also redet die mutter ym haus und der gemeine man: Wes das hertz vol ist, des
gehet der mund uber, das heist gut deutsch geredt, des ich mich geflissen,
und leider nicht allwege erreicht noch troffen habe, Denn die lateinischen buchstaben
hindern aus der massen, seer gut deutsch zu reden.
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Wenn Christus etwa spricht:
"Ex abundantia cordis os loquitur". Wenn ich den Eseln folgen soll,
werden die mir den Wortlaut genau auslegen, und also übersetzen: Aus dem
Überfluß des Herzens redet der Mund. Sage mir, ist das deutsch geredet?
Welcher Deutsche versteht so etwas? Was ist "Überfluß des Herzens" für
ein Ding? Das kann kein Deutscher sagen, es sei denn, daß einer ein zu großes
Herz oder zuviel Herz hätte, obwohl das auch noch nicht richtig wäre: Denn
"Überfluß des Herzens" ist kein Deutsch, so wenig wie es Deutsch
wäre, (zu sagen) "Überfluß des Hauses", "Überfluß des
Kachelofens", "Überfluß der Bank"; sondern so redet die Mutter
im Haus und der normale Mensch: Wessen Herz voll ist, dem geht der Mund über
– das heißt gut
Deutsch reden, und daran habe ich mich zu halten versucht, auch wenn ich es
leider nicht überall erreicht und nicht immer getroffen habe, denn die
lateinische Sprache hindert einen dermaßen daran, wirklich gutes Deutsch zu
reden.
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Das Neuhochdeutsche (1650 –
heute) ist die heute verwendete Sprachstufe der deutschen Sprache.
Ich denke, dass hierzu kein
Beispiel nötig ist. J
Hallo Flurina
AntwortenLöschenDein Text ist spannend geschrieben, nur weiss ich als Laie nicht was "artikulatorisch verwandte Konsonanten innerhalb einer Sprache" sind. Hier würde ich mich noch über eine Erklärung freuen. Ansonsten hast du die Entwicklung schön dargestellt und erklärt. Die Beispiele sind sehr hilfreich und gut eingesetzt.
Ich verstehe die Entwicklung nun viel besser.
Lieber Gruss
Philipp