Samstag, 24. Januar 2015

Das höfische Fest

Hallo Zusammen
In meinem letzten Post berichte ich euch noch über das höfische Fest.
Ich hoffe, dass euch das Verfolgen meines Blogs geholfen und vielleicht auch etwas Spass gemacht hat. :) 


Die höfischen Feste waren im Mittelalter ein Mittel um die Macht eines Herrschers zu repräsentieren und um die hierarchisch gesellschaftliche Struktur zu stabilisieren. Solche Feste wurden zur Hochzeit, für Krönungsfeiern, Friedensschlüsse und für die Kirche gefeiert.
Es herrscht häufig die Vorstellung, das solche riesigen Hoffeste märchenhaft waren und alle Welt eingeladen war. Dies war nur zum Teil der Fall. Meistens wurden die Gäste aufgrund ihrer politischen Stellung zu solchen Festen eingeladen.
Die Ankunft der Gäste wurde als feierliche Prozession gefeiert. Die anschliessende Begrüssung bestand immer aus den gleichen Elementen: das Niederknien und Verbeugen
oder eine Umarmung mit einem Kuss. Für die jungen Damen war es jedoch ratsam, sich bei der Begrüssung eher zurückzuhalten.
Das Essen war ein sehr zentrales Element eines Hoffestes. Es wurde alles aufgetischt, was der Gastgeber zu bieten hatte. Zum ersten Gang gab es etwas leichtes, zum zweiten Gang wurde etwas Käse aufgetischt und dann folgten die Herrenspeisen. Diese beinhalteten Fleisch, Wildbret und Geflügel. Daneben wurden edle Fischsorten und kräftige Saucen serviert.
Der Gastgeber selber sass in der Mitte des Tisches und je höher man in der gesellschaftlichen Ordnung stand, desto näher durfte man beim Gastgeber oder bei der Gastgeberin sitzen.
Bei vielen herrscht die Vorstellung, dass solchen Feste sehr rau und ungesittet vonstatten gingen. Aber eigentlich war das nicht so, wie viele von uns denken.
Es war nämlich wichtig, dass man sich am Tisch richtig verhielt. Es durfte zum Beispiel mit vollem Mund weder gesprochen noch getrunken werden und man durfte sich den Mund oder die Nase nicht am Tischtuch abwischen.
Gegessen wurde jedoch mit den Händen, da es keine Gabeln für die Gäste gab, weil diese nur auf den Fleischplatten vorhanden waren. Vor und nach dem Essen wusch man sich die Hände und während dem Essen gab es Handtücher. Den reichlich aufgetischten Wein, der bevorzugter weise aus südlichen Ländern stammte, trank man aus einem Weinkelch, den man mit seinem Nachbarn teilte.
Auch die Unterhaltung der Gäste war bei solchen Festen sehr wichtig. Es wurde Instrumentalmusik und Gesang geboten, Artisten zeigten ihre Kunststücke vor und Dompteure präsentierten Kunststücke mit dressierten, wilden Tieren, die manchmal sogar aus exotischen Ländern stammten.
Um den Gästen zu zeigen, dass sie nun nach Hause gehen könnten, wurden ihnen Geschenke verteilt.  
Die finanziellen Aufwände für solche grossen Hoffeste waren immens und hinterliessen, bei guter Bewirtung und guter Unterhaltung, einen guten Eindruck bei den Gästen.  

Nun habe ich eine Textstelle aus der Geschichte von Erec, über den ich in einem früheren Post berichtet habe, herausgesucht, in der die Hochzeit von Enite und ihm beschrieben wird.


dô huop sich dâ ein hôchzît
daz man ir vollen lop gît.
Dâ enerschein dehein armuot.
dâ was sô manec ritter guot
 daz ich iu ze einer mâze
wil sagen von ir vrâze
wan sî ahten mêre
ûf ander êre
danne daz sî f rœzen vil.

dâ von ich iu kürzen wil
ze sagenne von der  wirtschaft
dâ was alles des diu kraft
des liute und ros solden leben
des wart in âne mâze  gegeben
wan daz man des nœme
als es manneglîch zaeme
buhurt tanzen huop sich hie
sô der imbîz ergie
unde werte unz an die naht
sô wart dâ trûren bedaht


Ein Fest begann,
Das in jeder Weise rühmenswert ist.
Armut war dort nirgends zu erblicken.
Es gab so viele vortreffliche Ritter dort,
Dass ich euch nicht etwa
Berichten kann, sie hätten gefressen,
Denn sie achteten mehr
Auf ehrenvolles Betragen
Als darauf viel zu fressen.

Deshalb will ich nur kurz
Von der Bewirtung sprechen.
Es gab alles reichlich,
Wovon Menschen und Pferde leben,
Das bot man ohne Mass.
Allerdings nahm man nur soviel davon,
Wie es des Ritters Höflichkeit erlaubt.
Turnieren und Tanzen hob an
Als das Essen vorbei war
Und währte bis zur Nacht.
Trauer verschwand da.



Anhand dieser Textstelle wird sichtbar, dass die höfischen Feste in der Literatur nicht immer nur beschönigt wurden. Hier erkennt man, dass auf die Tischmanieren sehr hohen Wert gelegt wurde. Für die Ritter war es wichtiger sich gut zu benehmen, als viel zu essen. Auch die Unterhaltung wird kurz erwähnt. Es wurde getanzt und Turniere veranstaltet.
Das Essen ist auch in der Geschichte so beschrieben, dass es sehr viel gab, sodass es für jeden und jede genug hatte.


Quellen: http://www.leben-im-mittelalter.net/wissenswertes/163-die-bedeutung-und-der-ablauf-von-hoefischen-festen.html

1 Kommentar:

  1. Hallo Flurina
    Du hast einen sehr spannenden und lehrreichen Text zu den Hoffesten verfasst. Auch ich bin immer davon ausgegangen, das damals das Hoffest eher gesittet ablief. Dank deinem Eintrag weiss ich jetzt, das das gar nicht so war.
    Ich finde ausserdem gut, das du eine Textstelle analysierst um Rückschlüsse auf das Mittelalter ziehen zu können. Ich finde ausserdem, dass du den Auftrag super gelöst hast und somit habe ich auch nichts zu bemängeln. Top Leistung.
    Lieber Gruss
    Philipp

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