Montag, 12. Januar 2015

Die Entwicklung der deutschen Sprache mit den Lautverschiebungen

Der Übergang vom Indogermanischen zum Deutschen fand in zwei Schritten statt, den Lautverschiebungen.
Eine Lautverschiebung ist eine systematische Wandlung artikulatorisch verwandter Konsonanten innerhalb einer Sprache.

Die erste Lautverschiebung fand um etwa 500 vor Christus statt und bewirkte den Übergang vom Indogermanischen zum Germanischen.
Hier noch einige Beispiele zu ersten Lautverschiebung der Buchstaben:

Indogermanisch
Germanisch
p
f
b
p
g
k
d
t

Und hier noch einige Beispiele zur ersten Lautverschiebung mit dem Vergleich zum Lateinischen in  Worten:

Lateinisch
Germanisch
pater
fader
ego
ek
sedere
sitana



Die zweite Lautverschiebung fand um 750 nach Christus statt und kennzeichnet den Übergang vom Germanischen zum (alt)Hochdeutschen.
Auch hier wieder einige Beispiele anhand einzelner Buchstaben:

Germanisch
Hochdeutsch
f
f
p
ff / pf
k
hh / ch
t
ss  / tz

Nun zeige ich euch noch einige Beispiele zur zweiten Lautverschiebung anhand einiger Wörter:

Germanisch
Hochdeutsch
Fader
Vater
ek
ich
sitana
sitzen


Die verschiedenen deutschen Sprachstufen

Das Althochdeutsche (750 – 1050) ist die älteste, schriftlich bezeugte Form des Hochdeutschen. Sie ist keine einheitliche Sprache sondern nur eine Bezeichnung für eine Gruppe westgermanischer Sprachen, die südlich der Benrather- Linie (gedachte Linie, die nach dem Stadtteil Düsseldorf-Benrath benannt ist) gesprochen wurde. Nördlich dieser Linie fand die zweite Lautverschiebung nicht statt.

Ich habe für euch folgenden Althochdeutschen Text mit einer Übersetzung herausgesucht, damit ihr euch ein Bild dieser Sprache machen könnt:

Althochdeutsch
Übersetzung
Fater unsêr, thû pist in himile, uuîhi namun dînan, qhueme rîhhi dîn, uuerde uuillo diin, sô in himile sôsa in erdu. Prooth unsêr emezzihic kip uns hiutu, oblâz uns sculdi unsêro, sô uuir oblâzêm uns sculdîkêm, enti ni unsih firleiti in khorunka, ûzzer lôsi unsih fona ubile.
Vater unser, (der) du bist im Himmel, weihe deinen Namen, komme dein Reich, werde dein Wille, wie im Himmel, so (auch) auf der Erde.Unser regelmäßiges Brot gib uns heute, erlasse uns unsere Schuld, wie wir (sie) erlassen unseren Schuldnern, und verleite uns nicht in Versuchung, (aus-) löse uns von dem Übel.

Das Mittelhochdeutsche (1050 – 1350) ist eine ältere Sprachstufe des Deutschen. Das Lexem „mittel“ bezeichnet nicht den geografischen Raum, indem das Mittelhochdeutsche gesprochen wurde, sondern die chronologische Reihenfolge der hochdeutschen Sprache von der Neuzeit her.
Das Mittelhochdeutsche wird auch als höfische Literatur zur Zeit der Staufer (Adelsgeschlecht) bezeichnet. Der Unterschied vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen ist die Abschwächung der Neben- und Endsilben.

Damit ihr, liebe Leserinnen und Leser, auch hier wieder einen Eindruck dieser Sprache bekommt, habe ich für euch einen Text mit einer Übersetzung herausgesucht:

Mittelhochdeutsch
Übersetzung
Ich zoch mir einen valken
mere danne ein jar.
do ich in gezamete
als ich in wolte han
und ich im sin gevidere
mit golde wol bewant,
er huop sich uf vil hohe
und floug in anderiu lant.
Ich zog mir einen Falken 
länger als ein Jahr. 
Nachdem ich ihn mir gezähmt, 
wie ich ihn haben wollte, 
und ihm sein Gefieder 
mit Gold wohlgeschmückt, 
erhob er sich hoch in die Lüfte 
und entflog in fremdes Land.


Unter dem Frühneuhochdeutschen (1350 – 1650) versteht man die historische Sprachstufe der deutschen Sprache zwischen dem Mittelhochdeutschen und dem Neuhochdeutschen (heutiges Deutsch). Das berühmteste Werk dieser Epoche war die Bibelübersetzung von Martin Luther um 1545.

Auch hierzu habe ich wieder einen Text mir der Übersetzung herausgesucht, der von Martin Luther stammt:

Frühneuhochdeutsch
Übersetzung
Als wenn Christus spricht: Ex abundantia cordis os loquitur. Wenn ich den Eseln sol folgen, die werden mir die buchstaben furlegen, und also dolmetzschen: Auß dem uberflus des hertzen redet der mund. Sage mir, Ist das deutsch geredt? Welcher deutscher verstehet solchs? Was ist uberflus des hertzen fur ein ding? Das kan kein deutscher sagen, Er wolt denn sagen, es sey das einer allzu ein gros hertz habe oder zu vil hertzes habe, wie wol das auch noch nicht recht ist: denn uberflus des hertzen ist kein deutsch, so wenig, als das deutsch ist, Uberflus des hauses, uberflus des kacheloffens, uberflus der banck, sondern also redet die mutter ym haus und der gemeine man: Wes das hertz vol ist, des gehet der mund uber, das heist gut deutsch geredt, des ich mich geflissen, und leider nicht allwege erreicht noch troffen habe, Denn die lateinischen buchstaben hindern aus der massen, seer gut deutsch zu reden.
Wenn Christus etwa spricht: "Ex abundantia cordis os loquitur". Wenn ich den Eseln folgen soll, werden die mir den Wortlaut genau auslegen, und also übersetzen: Aus dem Überfluß des Herzens redet der Mund. Sage mir, ist das deutsch geredet? Welcher Deutsche versteht so etwas? Was ist "Überfluß des Herzens" für ein Ding? Das kann kein Deutscher sagen, es sei denn, daß einer ein zu großes Herz oder zuviel Herz hätte, obwohl das auch noch nicht richtig wäre: Denn "Überfluß des Herzens" ist kein Deutsch, so wenig wie es Deutsch wäre, (zu sagen) "Überfluß des Hauses", "Überfluß des Kachelofens", "Überfluß der Bank"; sondern so redet die Mutter im Haus und der normale Mensch: Wessen Herz voll ist, dem geht der Mund über – das heißt gut Deutsch reden, und daran habe ich mich zu halten versucht, auch wenn ich es leider nicht überall erreicht und nicht immer getroffen habe, denn die lateinische Sprache hindert einen dermaßen daran, wirklich gutes Deutsch zu reden. 


Das Neuhochdeutsche (1650 – heute) ist die heute verwendete Sprachstufe der deutschen Sprache.
Ich denke, dass hierzu kein Beispiel nötig ist. J

1 Kommentar:

  1. Hallo Flurina
    Dein Text ist spannend geschrieben, nur weiss ich als Laie nicht was "artikulatorisch verwandte Konsonanten innerhalb einer Sprache" sind. Hier würde ich mich noch über eine Erklärung freuen. Ansonsten hast du die Entwicklung schön dargestellt und erklärt. Die Beispiele sind sehr hilfreich und gut eingesetzt.
    Ich verstehe die Entwicklung nun viel besser.
    Lieber Gruss
    Philipp

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