Samstag, 24. Januar 2015

Das höfische Fest

Hallo Zusammen
In meinem letzten Post berichte ich euch noch über das höfische Fest.
Ich hoffe, dass euch das Verfolgen meines Blogs geholfen und vielleicht auch etwas Spass gemacht hat. :) 


Die höfischen Feste waren im Mittelalter ein Mittel um die Macht eines Herrschers zu repräsentieren und um die hierarchisch gesellschaftliche Struktur zu stabilisieren. Solche Feste wurden zur Hochzeit, für Krönungsfeiern, Friedensschlüsse und für die Kirche gefeiert.
Es herrscht häufig die Vorstellung, das solche riesigen Hoffeste märchenhaft waren und alle Welt eingeladen war. Dies war nur zum Teil der Fall. Meistens wurden die Gäste aufgrund ihrer politischen Stellung zu solchen Festen eingeladen.
Die Ankunft der Gäste wurde als feierliche Prozession gefeiert. Die anschliessende Begrüssung bestand immer aus den gleichen Elementen: das Niederknien und Verbeugen
oder eine Umarmung mit einem Kuss. Für die jungen Damen war es jedoch ratsam, sich bei der Begrüssung eher zurückzuhalten.
Das Essen war ein sehr zentrales Element eines Hoffestes. Es wurde alles aufgetischt, was der Gastgeber zu bieten hatte. Zum ersten Gang gab es etwas leichtes, zum zweiten Gang wurde etwas Käse aufgetischt und dann folgten die Herrenspeisen. Diese beinhalteten Fleisch, Wildbret und Geflügel. Daneben wurden edle Fischsorten und kräftige Saucen serviert.
Der Gastgeber selber sass in der Mitte des Tisches und je höher man in der gesellschaftlichen Ordnung stand, desto näher durfte man beim Gastgeber oder bei der Gastgeberin sitzen.
Bei vielen herrscht die Vorstellung, dass solchen Feste sehr rau und ungesittet vonstatten gingen. Aber eigentlich war das nicht so, wie viele von uns denken.
Es war nämlich wichtig, dass man sich am Tisch richtig verhielt. Es durfte zum Beispiel mit vollem Mund weder gesprochen noch getrunken werden und man durfte sich den Mund oder die Nase nicht am Tischtuch abwischen.
Gegessen wurde jedoch mit den Händen, da es keine Gabeln für die Gäste gab, weil diese nur auf den Fleischplatten vorhanden waren. Vor und nach dem Essen wusch man sich die Hände und während dem Essen gab es Handtücher. Den reichlich aufgetischten Wein, der bevorzugter weise aus südlichen Ländern stammte, trank man aus einem Weinkelch, den man mit seinem Nachbarn teilte.
Auch die Unterhaltung der Gäste war bei solchen Festen sehr wichtig. Es wurde Instrumentalmusik und Gesang geboten, Artisten zeigten ihre Kunststücke vor und Dompteure präsentierten Kunststücke mit dressierten, wilden Tieren, die manchmal sogar aus exotischen Ländern stammten.
Um den Gästen zu zeigen, dass sie nun nach Hause gehen könnten, wurden ihnen Geschenke verteilt.  
Die finanziellen Aufwände für solche grossen Hoffeste waren immens und hinterliessen, bei guter Bewirtung und guter Unterhaltung, einen guten Eindruck bei den Gästen.  

Nun habe ich eine Textstelle aus der Geschichte von Erec, über den ich in einem früheren Post berichtet habe, herausgesucht, in der die Hochzeit von Enite und ihm beschrieben wird.


dô huop sich dâ ein hôchzît
daz man ir vollen lop gît.
Dâ enerschein dehein armuot.
dâ was sô manec ritter guot
 daz ich iu ze einer mâze
wil sagen von ir vrâze
wan sî ahten mêre
ûf ander êre
danne daz sî f rœzen vil.

dâ von ich iu kürzen wil
ze sagenne von der  wirtschaft
dâ was alles des diu kraft
des liute und ros solden leben
des wart in âne mâze  gegeben
wan daz man des nœme
als es manneglîch zaeme
buhurt tanzen huop sich hie
sô der imbîz ergie
unde werte unz an die naht
sô wart dâ trûren bedaht


Ein Fest begann,
Das in jeder Weise rühmenswert ist.
Armut war dort nirgends zu erblicken.
Es gab so viele vortreffliche Ritter dort,
Dass ich euch nicht etwa
Berichten kann, sie hätten gefressen,
Denn sie achteten mehr
Auf ehrenvolles Betragen
Als darauf viel zu fressen.

Deshalb will ich nur kurz
Von der Bewirtung sprechen.
Es gab alles reichlich,
Wovon Menschen und Pferde leben,
Das bot man ohne Mass.
Allerdings nahm man nur soviel davon,
Wie es des Ritters Höflichkeit erlaubt.
Turnieren und Tanzen hob an
Als das Essen vorbei war
Und währte bis zur Nacht.
Trauer verschwand da.



Anhand dieser Textstelle wird sichtbar, dass die höfischen Feste in der Literatur nicht immer nur beschönigt wurden. Hier erkennt man, dass auf die Tischmanieren sehr hohen Wert gelegt wurde. Für die Ritter war es wichtiger sich gut zu benehmen, als viel zu essen. Auch die Unterhaltung wird kurz erwähnt. Es wurde getanzt und Turniere veranstaltet.
Das Essen ist auch in der Geschichte so beschrieben, dass es sehr viel gab, sodass es für jeden und jede genug hatte.


Quellen: http://www.leben-im-mittelalter.net/wissenswertes/163-die-bedeutung-und-der-ablauf-von-hoefischen-festen.html

Autor und allgemeines zum Artusroman Erec

Hallo zusammen

In diesem Post schreibe ich, wie ihr am Titel vielleicht schon bemerkt habt, über den Autor des Artusromans Erec, Hartmann von Aue. Ich werde auch einige allgemeine Informationen über den Roman selbst zusammenfassen.
Ich hoffe, dass ich euch einen guten Einblick in die beiden Themen bieten kann und ich sie verständlich zusammengefasst habe. :)



Hartmann von Aue

Hartmann von Aue ist neben Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Strassburg einer der bedeutendsten Epiker der mittelhochdeutschen Klassik um 1200. Hartmann wurde um 1160 geboren und starb etwa um 1215. Er nahm um 1197 an einem Kreuzzug teil, der von Heinrich VI angeführt wurde. Heinrich inszenierte diesen Kreuzzug um 1197/98 als Reaktion auf das Scheitern seines Vaters (Friedrich I Barbarossa) bei dessen Kreuzzug von 1189 – 1190.
Zu seinen Werken zählen die Verserzählungen von Erec, Gregorius, der arme Heinrich, Iwein, das Klagebüchlein (bekanntes allegorisches Gespräch) und verschiedene Minne- und Kreuzlieder.
Hartmanns Herkunft ist nicht ganz klar einzuordnen, konnte aber auf das Herzogtum Schwaben (auf dem Bild gelb eingezeichnet) eingegrenzt werden. Er konnte lesen und schreiben, was im Mittelalter nicht immer selbstverständlich war, da dies nur wenige Menschen beherrschten. Aufgrund seiner Werke Erec und Iwein, musst er über ausgezeichnete Französischkenntnisse verfügt haben, da die Vorlagen dieser Werke aus Frankreich stammen. Er hat diese aus dem Französischen mehr oder weniger frei übersetzt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hartmann eine Ausbildung in einer Domschule erhalten hat, da seine Werke Gregorius und der arme Heinrich philosophische, theologische und rhetorische Grundkenntnisse enthalten. Ohne eine hohe Schulbildung in einer Domschule wäre ein solches Wissen nicht zu erlangen gewesen.
Hartmann von Aue beschrieb sich selber in den Prologen armer Ritter Heinrich und Iwein. Ich habe dazu eine Textstelle mit der Übersetzung gefunden, in der er sich selber als Ritter (im Stand der unfreien Ministerialen (im Dienst stehende Beamte)) beschreibt, was eigentlich eine sehr ungewöhnliche Zusammenstellung ist. Eigentlich war es im Mittelalter nicht so, dass die Ritter derart gebildet waren wie Hartmann von Aue. Im folgenden Text meint gelêret zu dieser Zeit eine Bildung anhand lateinischer Texte, an einer Schule, an der geistlich gebildete Lehrer unterrichten.

Ein ritter sô gelêret was,
daz er an den buochen las,
swaz er dar an geschriben vant:
der was Hartmann genannt,
dienstman was er zouwe.
Es war einmal ein Ritter, der so gebildet war,
dass er alles, was er in den Büchern geschrieben fand,
lesen konnte.
Er hieß Hartmann
und war Lehnsmann zu Aue.





Artusroman Erec

Der Artusroman Erec gilt als erster Roman von Hartmann von Aue und ist zugleich der erste Artusroman im deutschsprachigen Raum und entstand um 1180/90. Der Roman ist eine Adaptation des altfranzösischen Erec et Enide von Chrétien de Troyes. Hartmann übersetzte diese Vorlage eher frei.
Heute sind leider nur noch sehr wenige Texte erhalten. Es gibt nur noch eine annähernd erhaltene Handschrift in südbairischer Schreibsprache aus dem 16. Jhr., drei Fragmente aus dem 13. und 14. Jahrhundert, ein Doppelblatt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in rheinfränkisch Mittelhochdeutsch (heutiges Koblenz), zwei mittelhochdeutsche Doppelblätter von circa 1250 - 1275 in Wolfenbüttel und ein bairisch- österreichisch verfasstes Blatt in St. Pölten am Ende des 14. Jahrhunderts.
Der Held (hier Erec) gewinnt durch eine âventiure die gesellschaftliche Anerkennung am Artushof und auch die Hand einer schönen Dame (hier Enite). Er gelangt von der Namenslosigkeit zum Gipfel des Ruhms.
Jedoch gelangt der Held durch sein eigenes Verschulden in einen Konflikt mit der Umwelt und verliert so die Gunst seiner Dame. Nachdem er jedoch erneut seinen Mut bewiesen, ritterliche Taten vollbracht und einen Lernprozess vollendet hat, erlangt er das soziale Ansehen und die Gunst seiner Dame wieder.




Montag, 19. Januar 2015

Zusammenfassung zum Erec

Hallo zusammen:)
In den nächsten (und wahrscheinlich auch letzten :)) 3 Posts werde ich über meine selber gewählten Themen schreiben. Die vorherigen Posts zählten zum obligatorischen Teil des Blogs.
Die nächsten Posts werden voraussichtlich über die Geschichte von Erec (das ist der direkt folgende), über den Autor dieser Geschichte, die Zeit und die Gattung derselben (alles in einem Post) und schlussendlich noch über das höfische Fest handeln.
Ich hoffe, dass ich euch einen Einblick in diese drei Themen geben kann.
Nun, wie bereits angekündigt, folgt der Post zum Inhalt der Geschichte von Erec, einem jungen, fiktiven Ritter aus einem Artusroman von Hartmann von Aue.
Viel Spass beim lesen;)

Bei einer Jagd, die von König Artus abgehalten wird, begleitet Erec, der Sohn von König Lac, die Königin und ihre Damen. Dabei begegnen sie einem unbekannten Ritter und seinem Zwerg, die unerlaubt auf ihr Gebiet gekommen waren. Da die Königin wissen möchte, um wen es sich bei den Fremden handelt, sendet sie eine ihrer Damen aus, um sie nach ihren Absichten zu fragen. Als die Dame jedoch den Zwerg fragt, wer er sei, entgegnet er ihr nur mürrisch, sie solle ihr Maul halten und wieder hinfort gehen. Die Dame fragt jedoch den Ritter selbst und der Zwerg schlägt ihr daraufhin mit seiner Geissel ins Gesicht und auf die Hände.
Als Erec von dieser Übeltat erfährt, macht er sich auf, den Zwerg zu suchen und den Grund dafür in Erfahrung zu bringen. Leider ist Erec jedoch unbewaffnet und bekommt ebenfalls die Geissel zu spüren. Aus Scham kehrt Erec zur Königin zurück und bittet sie, ihn zu entlassen. Er reitet dem fremden Ritter und dem Zwerg hinterher und will sich wegen seiner Schmach an ihm rächen. Erec beobachtet, wie der Fremdling auf der Burg Tulmein vom Herzog Imain herzlichst empfangen wird. Auf dieser Burg veranstaltet der Herzog alljährlich ein grosses Fest und ein Schönheitswettbewerb, bei dem die Gewinnerin einen Sperber auf einer silbernen Stange erhält. Wenn es jedoch eine Unstimmigkeit gibt, wer die Schönste ist, wird ein Schwertkampf unter den Rittern ausgetragen.
Erec meidet jedoch die Burg, weil er von den Rittern nicht gesehen werden will. Als die Nacht langsam hereinbricht, sucht er im nahegelegenen Dorf nach einer Herberge, hat jedoch keinen Erfolg. Nach längerem Suchen, stösst der junge Ritter auf ein altes Gemäuer und entschliesst sich, in einer Ecke zu nächtigen. In diesem alten Gebäude stösst er auf einen alten, armen Mann, der mit seiner Frau und seiner Tochter Enite hier wohnt. Erec bittet ihn, ihn bei sich aufzunehmen, was der alte Mann auch erlaubt. Der Jüngling ist sichtlich von der Schönheit der jungen Enite beeindruckt.
In einem Gespräch mit dem alten Mann erfährt Erec, dass es sich bei ihm um den Graf Koralus handelt, der jedoch ohne jegliches Selbstverschulden von anderen Adeligen seines Erbes beraubt wurde. Auch erfährt er, dass der fremde Ritter von der Jadg Yders heisst und den Schönheitspreis schon zweimal für sich gewinnen konnte, obwohl seine Begleiterin nicht die Schönste war.
Erec bittet Koralus, seine Tochter mit auf das grosse Fest mitnehmen zu dürfen, um den Schönheitspreis für sich zu gewinnen. Zuerst denkt Koralus, dass Erec ihn verspotten will, aber schlussendlich willigt er ein. Da der junge Ritter über keinerlei Ausrüstung verfügt, händigt ihm der alte Mann seine Rüstung und seine Lanze aus, die er trotz seiner Armut immer noch aufgehoben hat.
Als Erec und Enite auf der Burg ankommen, bitten sie Enites Onkel, Herzog Imain um Rat. Dieser will Enite schöner einkleiden lassen, was Erec jedoch ablehnt. Er findet, dass die Schönheit einer Frau nicht anhand ihrer Kleidung beurteilt werden soll. Deshalb begeben sie sich auf die Wiese, auf der der Wettkampf stattfinden soll und sich der Sperber befindet. Erec meint zu Enite, dass sie den Sperber auf die Hand nehmen soll, da sie die Schönste ist und nur sie den Preis verdient hätte. Yders hört dies jedoch und beschimpft Enite als Bettlerin. Erec wiederspricht ihm, weil er den Sperber schon zweimal zu Unrecht gewonnen habe. Es sei an der Zeit, dass sich dies ändert. Da sich die zwei Ritter nicht einigen können, kommt es zum Kampf. Nach mehreren Stunden des wilden Kämpfens sind beide so erschöpft, dass sie sich darauf einigen, eine Pause einzulegen.
Schlussendlich gelingt es Erec, Yders zu besiegen, der ihn darum bittet, sein Leben zu schonen. Erec gewährt ihm dies, und klärt ihn darüber auf, was sein Zwerg ihm und der Dame angetan hatte. Er lässt den Zwerg heftig auspeitschen und trägt Yders auf, sich auf den Weg zum Artus Hof zu machen und dort in den Dienst der Königin zu treten.
Nachdem Erec mit seiner Enite nach Hause zurückgekehrt war, wird er von seinem Vater gekrönt. Der junge Ritter nimmt selbst nicht mehr an Tournieren teil und verbringt so den ganzen Tag mit Enite im Bett. Sie begeben sich nur noch zur Messe und zum Essen aus ihrem Bett.
So ist ein höfisches Leben kaum mehr möglich und das Volk wird immer unzufriedener. Selbst Fremde meiden Karnant (so heisst der Hof), weil es keine Freude mehr gibt. Die Untertanen verfluchen den Tag, an dem Enite auf dem Hof eingetroffen ist, da sich seit diesem Tag alles zum Schlechten gewendet hat. Erec merkt jedoch nichts von dieser schlechten Stimmung, ganz im Gegenteil zu Enite, die genau weiss, was über sie und Erec gesprochen wird.

Montag, 12. Januar 2015

Die Entwicklung der deutschen Sprache mit den Lautverschiebungen

Der Übergang vom Indogermanischen zum Deutschen fand in zwei Schritten statt, den Lautverschiebungen.
Eine Lautverschiebung ist eine systematische Wandlung artikulatorisch verwandter Konsonanten innerhalb einer Sprache.

Die erste Lautverschiebung fand um etwa 500 vor Christus statt und bewirkte den Übergang vom Indogermanischen zum Germanischen.
Hier noch einige Beispiele zu ersten Lautverschiebung der Buchstaben:

Indogermanisch
Germanisch
p
f
b
p
g
k
d
t

Und hier noch einige Beispiele zur ersten Lautverschiebung mit dem Vergleich zum Lateinischen in  Worten:

Lateinisch
Germanisch
pater
fader
ego
ek
sedere
sitana



Die zweite Lautverschiebung fand um 750 nach Christus statt und kennzeichnet den Übergang vom Germanischen zum (alt)Hochdeutschen.
Auch hier wieder einige Beispiele anhand einzelner Buchstaben:

Germanisch
Hochdeutsch
f
f
p
ff / pf
k
hh / ch
t
ss  / tz

Nun zeige ich euch noch einige Beispiele zur zweiten Lautverschiebung anhand einiger Wörter:

Germanisch
Hochdeutsch
Fader
Vater
ek
ich
sitana
sitzen


Die verschiedenen deutschen Sprachstufen

Das Althochdeutsche (750 – 1050) ist die älteste, schriftlich bezeugte Form des Hochdeutschen. Sie ist keine einheitliche Sprache sondern nur eine Bezeichnung für eine Gruppe westgermanischer Sprachen, die südlich der Benrather- Linie (gedachte Linie, die nach dem Stadtteil Düsseldorf-Benrath benannt ist) gesprochen wurde. Nördlich dieser Linie fand die zweite Lautverschiebung nicht statt.

Ich habe für euch folgenden Althochdeutschen Text mit einer Übersetzung herausgesucht, damit ihr euch ein Bild dieser Sprache machen könnt:

Althochdeutsch
Übersetzung
Fater unsêr, thû pist in himile, uuîhi namun dînan, qhueme rîhhi dîn, uuerde uuillo diin, sô in himile sôsa in erdu. Prooth unsêr emezzihic kip uns hiutu, oblâz uns sculdi unsêro, sô uuir oblâzêm uns sculdîkêm, enti ni unsih firleiti in khorunka, ûzzer lôsi unsih fona ubile.
Vater unser, (der) du bist im Himmel, weihe deinen Namen, komme dein Reich, werde dein Wille, wie im Himmel, so (auch) auf der Erde.Unser regelmäßiges Brot gib uns heute, erlasse uns unsere Schuld, wie wir (sie) erlassen unseren Schuldnern, und verleite uns nicht in Versuchung, (aus-) löse uns von dem Übel.

Das Mittelhochdeutsche (1050 – 1350) ist eine ältere Sprachstufe des Deutschen. Das Lexem „mittel“ bezeichnet nicht den geografischen Raum, indem das Mittelhochdeutsche gesprochen wurde, sondern die chronologische Reihenfolge der hochdeutschen Sprache von der Neuzeit her.
Das Mittelhochdeutsche wird auch als höfische Literatur zur Zeit der Staufer (Adelsgeschlecht) bezeichnet. Der Unterschied vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen ist die Abschwächung der Neben- und Endsilben.

Damit ihr, liebe Leserinnen und Leser, auch hier wieder einen Eindruck dieser Sprache bekommt, habe ich für euch einen Text mit einer Übersetzung herausgesucht:

Mittelhochdeutsch
Übersetzung
Ich zoch mir einen valken
mere danne ein jar.
do ich in gezamete
als ich in wolte han
und ich im sin gevidere
mit golde wol bewant,
er huop sich uf vil hohe
und floug in anderiu lant.
Ich zog mir einen Falken 
länger als ein Jahr. 
Nachdem ich ihn mir gezähmt, 
wie ich ihn haben wollte, 
und ihm sein Gefieder 
mit Gold wohlgeschmückt, 
erhob er sich hoch in die Lüfte 
und entflog in fremdes Land.


Unter dem Frühneuhochdeutschen (1350 – 1650) versteht man die historische Sprachstufe der deutschen Sprache zwischen dem Mittelhochdeutschen und dem Neuhochdeutschen (heutiges Deutsch). Das berühmteste Werk dieser Epoche war die Bibelübersetzung von Martin Luther um 1545.

Auch hierzu habe ich wieder einen Text mir der Übersetzung herausgesucht, der von Martin Luther stammt:

Frühneuhochdeutsch
Übersetzung
Als wenn Christus spricht: Ex abundantia cordis os loquitur. Wenn ich den Eseln sol folgen, die werden mir die buchstaben furlegen, und also dolmetzschen: Auß dem uberflus des hertzen redet der mund. Sage mir, Ist das deutsch geredt? Welcher deutscher verstehet solchs? Was ist uberflus des hertzen fur ein ding? Das kan kein deutscher sagen, Er wolt denn sagen, es sey das einer allzu ein gros hertz habe oder zu vil hertzes habe, wie wol das auch noch nicht recht ist: denn uberflus des hertzen ist kein deutsch, so wenig, als das deutsch ist, Uberflus des hauses, uberflus des kacheloffens, uberflus der banck, sondern also redet die mutter ym haus und der gemeine man: Wes das hertz vol ist, des gehet der mund uber, das heist gut deutsch geredt, des ich mich geflissen, und leider nicht allwege erreicht noch troffen habe, Denn die lateinischen buchstaben hindern aus der massen, seer gut deutsch zu reden.
Wenn Christus etwa spricht: "Ex abundantia cordis os loquitur". Wenn ich den Eseln folgen soll, werden die mir den Wortlaut genau auslegen, und also übersetzen: Aus dem Überfluß des Herzens redet der Mund. Sage mir, ist das deutsch geredet? Welcher Deutsche versteht so etwas? Was ist "Überfluß des Herzens" für ein Ding? Das kann kein Deutscher sagen, es sei denn, daß einer ein zu großes Herz oder zuviel Herz hätte, obwohl das auch noch nicht richtig wäre: Denn "Überfluß des Herzens" ist kein Deutsch, so wenig wie es Deutsch wäre, (zu sagen) "Überfluß des Hauses", "Überfluß des Kachelofens", "Überfluß der Bank"; sondern so redet die Mutter im Haus und der normale Mensch: Wessen Herz voll ist, dem geht der Mund über – das heißt gut Deutsch reden, und daran habe ich mich zu halten versucht, auch wenn ich es leider nicht überall erreicht und nicht immer getroffen habe, denn die lateinische Sprache hindert einen dermaßen daran, wirklich gutes Deutsch zu reden. 


Das Neuhochdeutsche (1650 – heute) ist die heute verwendete Sprachstufe der deutschen Sprache.
Ich denke, dass hierzu kein Beispiel nötig ist. J

Sonntag, 11. Januar 2015

Die deutsche Sprachgeschichte

Die deutsche Sprache gehört zu der Sprachfamilie des Indogermanischen, die eine Gruppe aus gesprochenen Sprachen zwischen Asien und Europa zusammenfasst. Sie haben lexikalische und grammatikalische Gemeinsamkeiten und können so als verwandt bezeichnet werden.
Das Indogermanische ist aber nicht als „die europäische Ursprache“ zu betrachten, weil nicht alle europäischen Sprachen davon abstammen. Für die indogermanischen Sprachen habe ich folgenden Stammbaum mit 10 verschiedene Sprachen, die bis heute noch lebendig sind, erstellt.








Nun noch einige nähere Informationen zu den im Stammbaum erwähnten Sprachen:

Indisch: Das Altindische ist bis ins 2. Jahrtausend vor Christus in brahmischen Veda-Texten (Sammlung religiöser Texte) und im sanskrit (Kunstsprache der klassischen altindischen Literatur und Wissenschaft) zurück zu führen.
Ebenfalls gehören die Sprachen einiger Nomadenvölker, wie zum Beispiel die der Romas dazu.

Iranisch: Das Iranische wurde vom 6. – 4. Jahrhundert vor Christus in den altpersischen Königsschriften überliefert. Dies bildete die Vorstufe des modernen Persischen.
Heute gibt es etwa 50 neuiranische Sprachen, die von circa 150 Millionen Menschen weltweit gesprochen werden.


Armenisch: Armenisch wurde seit dem 5. Jahrhundert als Kirchensprache überliefert und ist  heute Staatssprache in der Republik Armenien.
Bis ins 19. Jahrhundert wurde die altarmenische Sprache als Literatursprache genutzt. In der Kirche, wie zum Beispiel in Gottesdiensten, wird das Altarmenische noch heute verwendet.
Griechisch: Ab dem 8. Jahrhundert vor Christus ist erstmals ein literarisches Werk in altgriechischer Sprache überliefert worden. Dieses Werk stammt von einem Dichter namens Homer. Homers Sprache ist eine künstlich gebildete Literatursprache. Zu seiner Zeit gab es im altgriechischen im südlichen Balkan und um die Ägäis (nordöstliches Teilmeer des Mittelmeers) verschiedene Dialekte.
Heute wird in Griechenland und Zypern Neugriechisch gesprochen. In Albanien, Italien und in der Türkei ist Neugriechisch eine anerkannte Minderheitssprache und wird weltweit von über 13 Millionen Menschen gesprochen.

Albanisch: Die albanische Sprache ist seit dem 15./16. Jahrhundert schriftlich überliefert. Heute ist Albanisch die Amtssprache in Albanien und Kosovo und ist als Minderheitssprache in Italien, Rumänien und Serbien anerkannt. Weltweit zählen über 7,6 Millionen Menschen weltweit Albanisch als ihre Muttersprache.

Italisch: Die Altitalischen Dialekte sind seit dem 6. Jahrhundert vor Christus mit dem Beginn der lateinischen Überlieferung bezeugt. Die Italischen Sprachen wurden im Altertum auf der italienischen Halbinsel und auf Sizilien gesprochen.
Nachdem die italische Sprache vom Latein verdrängt wurden, entstanden die romanischen Sprachen, die auch als moderne italische Sprachen bezeichnet werden.

Keltisch: Vor 2000- 3000 Jahren waren weite Teile Mitteleuropas, der Appeninen- und Balkaninseln, Pyrenäen und sogar Kleinasien keltischer Sprachraum, da dort Kelten siedelten. Heute wird aber in diesen Teilen Europas nicht mehr keltisch gesprochen, weil das Keltische in diesen Gebieten aufgegeben wurde. Das Keltische wird nur noch auf den britischen Inseln und in der französischen Bretagne gesprochen und wird unter dem Begriff der inselkeltischen Sprachen zusammengefasst. Es gibt zwei Gruppen der inselkeltischen Sprache:
  •          Die britannischen oder auch brythonischen  Sprachen, die das Walisische, das Bretonische und das Kornische zusammenfassen
  •          Die goidelischen Sprachen, die das Irische, das Schottisch-Gälische und Manx beinhalten

Baltisch: Das Baltische ist durch das Altpreussische vom 14. bis zum 17. Jahrhundert literarisch überliefert. Die altpreussische Sprache ist eine westbaltische Sprache und wurde von den Preussen gesprochen, die an der Ostsee zwischen der Weichsel und Memel lebten.
Heute gibt es keine Menschen mehr, die Altpreussisch als ihre Muttersprache zählen.


Slawisch: Das Slawische kann in drei Gruppen eingeteilt werden:
  •         Das Ostslawische beinhaltet die Sprachen Russisch, Weissrussische und Ukrainisch und sind seit dem 10./11. und 16. Jahrhundert schriftlich belegt.
  •          Zur westslawischen Gruppe gehören die Sprachen Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch und Kaschubisch. Das Polnische wurde ab dem 12. Jahrhundert, das Tschechische und Slowakische etwas später erstmals schriftlich festgehalten.
  •         Zum Südslawischen zählen die Sprachen Slowenisch, Serbokroatisch, Makedonisch und Bulgarisch. Auch diese Sprachen wurden ab dem 12. Jahrhundert schriftlich belegt.

Germanisch: Die früheste schriftlich überlieferte germanische Sprache ist das Gotische. Sie wurde von einem ostgermanischen Volk gesprochen, welches immer wieder militärische Konflikte mit den Römern hatte. 
Das Germanische umfasst etwa 15 Sprachen, die von rund 500 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen werden. Auch die germanische Sprache kann in drei Gruppen eingeteilt werden:
  •          Die westgermanischen Sprachen beinhalten die Sprachen Deutsch, Jiddisch, Luxemburgisch, Niederdeutsch, Pennsylvania Dutch, Niederländisch, Afrikaans, Englisch und Friesisch
  •          Zu den nordgermanischen Sprachen zählen Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Isländisch und Färöisch
  •          Alle ostgermanischen Sprachen gelten als ausgestorben. Die jedoch am besten überlieferte ostgermanische Sprache ist das Gotische. 

Nun zeige ich euch noch zwei Beispiele (grammatikalische und lexikalische) zur Sprachverwandtschaften der Indogermanischen Sprachen: 


Deutsch
Englisch
Latein
 Griechisch
Ich bin (althochdeutsch bim)
I am (früher eom)
sum
eimi
Drei
three
tres
treis


Quellen: https://www.wikipedia.org/