Hallo Zusammen
In meinem letzten Post berichte ich euch noch über das höfische Fest.
Ich hoffe, dass euch das Verfolgen meines Blogs geholfen und vielleicht auch etwas Spass gemacht hat. :)
Die höfischen Feste waren im Mittelalter ein Mittel um die
Macht eines Herrschers zu repräsentieren und um die hierarchisch
gesellschaftliche Struktur zu stabilisieren. Solche Feste wurden zur Hochzeit,
für Krönungsfeiern, Friedensschlüsse und für die Kirche gefeiert.
Es herrscht häufig die Vorstellung, das solche riesigen
Hoffeste märchenhaft waren und alle Welt eingeladen war. Dies war nur zum Teil
der Fall. Meistens wurden die Gäste aufgrund ihrer politischen Stellung zu
solchen Festen eingeladen.
Die Ankunft der Gäste wurde als feierliche Prozession
gefeiert. Die anschliessende Begrüssung bestand immer aus den gleichen
Elementen: das Niederknien und Verbeugen
oder eine Umarmung mit einem Kuss. Für
die jungen Damen war es jedoch ratsam, sich bei der Begrüssung eher
zurückzuhalten.
Das Essen war ein sehr zentrales Element eines Hoffestes. Es
wurde alles aufgetischt, was der Gastgeber zu bieten hatte. Zum ersten Gang gab
es etwas leichtes, zum zweiten Gang wurde etwas Käse aufgetischt und dann
folgten die Herrenspeisen. Diese beinhalteten Fleisch, Wildbret und Geflügel.
Daneben wurden edle Fischsorten und kräftige Saucen serviert.
Der Gastgeber selber sass in der Mitte des Tisches und je
höher man in der gesellschaftlichen Ordnung stand, desto näher durfte man beim
Gastgeber oder bei der Gastgeberin sitzen.

Es war nämlich wichtig, dass man sich am Tisch richtig
verhielt. Es durfte zum Beispiel mit vollem Mund weder gesprochen noch
getrunken werden und man durfte sich den Mund oder die Nase nicht am Tischtuch
abwischen.
Gegessen wurde jedoch mit den Händen, da es keine Gabeln für
die Gäste gab, weil diese nur auf den Fleischplatten vorhanden waren. Vor und
nach dem Essen wusch man sich die Hände und während dem Essen gab es
Handtücher. Den reichlich aufgetischten Wein, der bevorzugter weise aus
südlichen Ländern stammte, trank man aus einem Weinkelch, den man mit seinem
Nachbarn teilte.
Auch die Unterhaltung der Gäste war bei solchen Festen sehr
wichtig. Es wurde Instrumentalmusik und Gesang geboten, Artisten zeigten ihre
Kunststücke vor und Dompteure präsentierten Kunststücke mit dressierten, wilden
Tieren, die manchmal sogar aus exotischen Ländern stammten.
Um den Gästen zu zeigen, dass sie nun nach Hause gehen
könnten, wurden ihnen Geschenke verteilt.
Die finanziellen Aufwände für solche grossen Hoffeste waren
immens und hinterliessen, bei guter Bewirtung und guter Unterhaltung, einen
guten Eindruck bei den Gästen.
Nun habe ich eine Textstelle aus der Geschichte von Erec,
über den ich in einem früheren Post berichtet habe, herausgesucht, in der die
Hochzeit von Enite und ihm beschrieben wird.
dô huop sich dâ ein hôchzît
daz man ir vollen lop gît.
Dâ enerschein dehein armuot.
dâ was sô manec ritter guot
daz ich iu ze einer mâze
wil sagen von ir vrâze
wan sî ahten mêre
ûf ander êre
danne daz sî f rœzen vil.
dâ von ich iu kürzen wil
ze sagenne von der
wirtschaft
dâ was alles des diu kraft
des liute und ros solden leben
des wart in âne mâze
gegeben
wan daz man des nœme
als es manneglîch zaeme
buhurt tanzen huop sich hie
sô der imbîz ergie
unde werte unz an die naht
sô wart dâ trûren bedaht
|
Ein Fest begann,
Das in jeder Weise rühmenswert ist.
Armut war dort nirgends zu erblicken.
Es gab so viele vortreffliche Ritter dort,
Dass ich euch nicht etwa
Berichten kann, sie hätten gefressen,
Denn sie achteten mehr
Auf ehrenvolles Betragen
Als darauf viel zu fressen.
Deshalb will ich nur kurz
Von der Bewirtung sprechen.
Es gab alles reichlich,
Wovon Menschen und Pferde leben,
Das bot man ohne Mass.
Allerdings nahm man nur soviel davon,
Wie es des Ritters Höflichkeit erlaubt.
Turnieren und Tanzen hob an
Als das Essen vorbei war
Und währte bis zur Nacht.
Trauer verschwand da.
|
Anhand dieser Textstelle wird sichtbar, dass die höfischen
Feste in der Literatur nicht immer nur beschönigt wurden. Hier erkennt man, dass
auf die Tischmanieren sehr hohen Wert gelegt wurde. Für die Ritter war es
wichtiger sich gut zu benehmen, als viel zu essen. Auch die Unterhaltung wird
kurz erwähnt. Es wurde getanzt und Turniere veranstaltet.
Das Essen ist auch in der Geschichte so beschrieben, dass es
sehr viel gab, sodass es für jeden und jede genug hatte.